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Christchurch – auf schlankem Fuß oder Erdbeben, Stadt mit Strand und die Botox-Spritze

Nachdem ich den letzten Blog in dieser wunderschönen Bücherei geschrieben hatte, machte ich mich daran, diese Stadt und ihr Umland zu erkunden.

Christchurch ist die zweitgrößte Stadt Neuseelands (hinter Auckland). Und die „englischste“ Stadt Neuseelands, wie die Reiseführer meinen. In meinen Augen ist die Stadt ersichtlich von dem 2011er Erdbeben geprägt. Im Zentrum hat es viele Freiflächen von den Abgerissenen Bauten, teils noch Ruinen, provisorische Containerbauten und dazwischen viele Baustellen. Ganze Straßenzüge sind immer noch für Autos gesperrt, da alle Medien neu verlegt werden. Vom hören sagen, hat sich die individuelle Mobilität dadurch positiv für Radfahren entwickelt. Auf die übergebliebenen Straßen quetschten sich die Autos bis zum Stau über Umleitungen und auf den Baustellenstraßen tummelten sich bequem und auf kürzestem Wege die Velos. Die gesamte Stadt ist durch das Erdbeben in Bewegung gekommen. Gastronomische Einrichtungen und Geschäfte sind in einigen Vierteln am sterben und wachsen in anderen Stadtteilen wie Pilze bei Vollmond. So um die 100.000 Wohnungen wurden aufgegeben und neu angelegt!? Das ist Völkerwanderung innerhalb der „Stadtmauern“!

Trotz dieses Hintergrundes ist es sehr belebend und erfrischend durch die Straßenzüge zu wandeln (radln). Ich habe auch ein paar junge Schweizer Handwerker kennen lernen dürfen. Diese sind für ein Jahr zur „Aufbauhilfe“ hier und tun sich etwas schwer mit den Gegebenheiten vor Ort. Da kommt es schon mal vor, das ein Tischler Meister mauern muss und der Maurer wochenlang Holz schleppt… Aber ich durfte durch diese Begegnung erfahren, wie kurz nach dem Erdbeben hier keine Depression sonder volle Aufbruchsstimmung geherrscht haben soll. Nur geht der Stadt nun das Geld aus und die Motivation sinkt teils etwas.

Bei meinem Ausflug in die umliegenden Berge startete ich am Strand: Wellen, Sand und Sonnenschein, was kann es schöner sein… Der nasse Sand bei Ebbe rollt recht gut, nur der trockene Sand geht gar nicht. In den umliegenden Bergen sind die Anstiege ansich gemäßigt und der Ausblick umwerfend! Durch das Erdbeben und Erdrutsche, sind auch in den Bergen einige Straßen für Autos immer noch gesperrt und so geht es ohne Autoverkehr durch das Panorama, begleitet von vielen Stadtbewohnern die in die Freizeit „flüchten“ :-) Sehr schön! Und nette Gespräche beim bergan radeln und oben beim verschnaufen.

Bezüglich Fahrradkultur hat Christchurch auch etwas zu bieten. Ich besuchte ICECycles (Inner City East Cycles) und RAD Bikes (Recycle A Dunger) und tauschte mich mit ihnen über Fahrrad- Selbsthilfe- Werkstätten- Organisation aus. Auch das Radgeschäft Cycle Trading, wo ich mir eine neue Regenhose besorgte, war interessant (siehe Hochrad). Wie ich nachher erfuhr, soll der ältere Herr dieses Geschäftes die wohl beste Fahrrad Sammlung auf der Südhalbkugel besitzen. Mal schauen, ob ich später am Rückweg aus dem Süden einen Blick drauf werfen kann :-)

Bei all dem ist jedoch mein Gastgeber in Christchurch ein echter Glücksgriff. David ist Fahrrad- Fach- und Großhändler mit einem unglaublichem Sortiment (http://velo-ideale.com/about.php) und ich habe mich lange nicht mehr so intensiv und nett, inspirierend über Fahrrad- Technik und Geschichte unterhalten! Die Abhandlungen von David über Laufradbau und Felgen-Reifen-Größen-Kombinationen sind einfach faszinierend! Gespräche über René Herse, 650 B und Bicycle Quarterly Press folgten. Nicht nur dies, wir unterhielten uns über die Bedeutung von Craig Calfee und Brano Meres in der Carbon- und Bambus- Rahmenbau Historie… unglaublich!!! David hat nicht nur Hintergrund Wissen zur gesamten Velo Geschichte sondern kennt auch noch einige der Dicken- Reifen- Ikonen persönlich. Die Rede ist speziell von dem unglaublichen Jakub Postrzygacz und seine Fahrt auf der Canning Stock Rout! (http://wildworks.co.nz/csr/route.php) Das ist der totale Wahnsinn und ich habe solch einen Respekt – Chapeau! ...Kurz um, am Ende reden wir über Annie und was dann geschah, war eine unabwendbare Fügung des Schicksals! Das ganze kam nicht von Ungefähr. Beim Design und Bau des Rahmens hatte ich schon an überdurchschnittliche Bereifung gedacht nur waren mir in Wien nicht die richtigen Felgen unter die Finger gekommen. Und wie David meinte, er hätte da noch ein Paar goldene Surly Rabbit Hole Felgen, die mit Rotem Felgenband und schwarzen Maxxis Hookworm Reifen die Bundesflagge ergeben, war alles klar. Diese „Botox- Spritze“ für Annies Reifen musste her und passt perfekt in Rahmen und Gabel ohne weitere Modifikationen. Der Fahrkomfort auf Schotter und die Traktion im Sand sind einfach beeindruckend. Was vorher im trockenem Sand am Strand nicht fahrbar war, ist jetzt, mit und ohne Gepäck, einfach möglich und auf Asphalt rollt das Ganze nicht merklich schlechter, eher sogar besser. Die Kombination von der 50 mm Felge und 2,5“ Reifen ergeben eine resultierende Breite von 68 mm und sollen laut David mit Standard MTB Schläuchen keine Probleme machen. Mal schauen ;-) Eine Testfahrt mit den alten 2,15“ Reifen auf der neuen Felge zeigte auch keine Probleme aber der neue 2,5“ Reifen rollt echt noch etwas besser auf der Straße wie auch im Sand und so habe ich die Tage den Strand und die umliegenden MTB Trails unsicher gemacht :-)

So, nun geht’s aber wirklich los in Richtung Cromwell, wo mein neues altes Zelt postlagernd auf mich wartet. Mein jetziges MSR HubbaHubba ist nicht mehr 110%-ig Dauerregen fest. Ich freu mich schon auf mein neues Zuhause, welches ich in Patagonien schon hatte :-) Aber vor meiner Abreise aus Christchurch, konnte ich mir die Ankunft der HeldenIn von Fossil Fuel Free Coast to Coast Back konnte ich mir nicht entgehen lassen. Unglaubliche Challenge - Chapeau!

http://cyclingchristchurch.co.nz/2015/10/08/fossil-fuel-free-coast-to-coast-back-22-28-january-2016/


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